Gestern haben wir das Kleid ausgesucht. Das wurde auch langsam Zeit, denn in Indien kauft man keine kompletten Kleider sondern nur Stoffe, die dann zu einem Kleid genäht werden, was besonders bei komplexen Outfits einige Zeit dauern kann. Begleitet wurde ich von Suryas Eltern, Tante (Bua) und meiner indischen Freundin Sandhya.
Ein Hochzeitskleid in Indien ist das Kernstück jeder Shaadi. Das Kleid soll die Braut zur schönsten Person des Tages machen und zeigen, zu welcher Familie man gehört. Es gibt verschiedene Arten von Hochzeitskleidern. Im Norden ist die traditionellste Form eine Lengha. Eine Lengha besteht aus einem Rock, einem kurzen Top und einem Schleier (Dupatta), der um den Rock und das Top auf verschiedene Arten gewickelt ist. Alles besteht aus einem sehr aufwendig verzierten Stoff in verschiedenen Farben. Die traditionellste Farbe ist rot, obwohl sich heutzutage viele Frauen auch immer öfter für andere Farben entscheiden.
Ich bin immer wieder fasziniert von Indiens traditionellen Shopping Highstreets, die sich neben den zahlreichen Malls, in denen man sich wie in Europa fühlt, noch immer bewähren. Traditionelle Shopping Straßen in Indien zeichnen sich aus durch große Menschenmassen, hupende Autos, frei hängende Kabel, undefinierbaren Düften, bettelnden Gurus und einladenden Imbissständen (siehe Bild unten).
Und immer wieder bin ich von Neuem überrascht, was sich hinter den verstaubten Schaufenstern befindet: hier lagern Unmengen an wertvollen Waren, wie Stoffe, Gold, Silber, Elektrogeräte usw., auf bis zu 4 Etagen, ausgestattet mit schönen Marmorböden und kostbaren Glasvitrinen und oft durchzogen von modernen Fahrstühlen.
Der Laden, der mich am meisten fasziniert hat, war eher versteckt in einer Ecke einer Seitenstraße. Dieser war viel einfacher und traditioneller eingerichtet als die, in die wir vorher gegangen waren. Dennoch: hier zeigte sich besonders, dass Februar die Hauptsaison von Hochzeiten in Indien ist. Die Fülle an verschiedenen Farben und Mustern, die in den Regalen lagen oder die ausgepackten Stücke, die präsentiert wurden, in Kombination mit den Gemisch aus Geräuschen der Käufer und Verkäufer und der Straße, waren eine spannende Forderung an meine Sinne und ich wusste, dass ich hier mein Kleid finden würde.
Im Gegensatz zu den anderen Läden wurde einem hier kein Platz an einem Glastisch angeboten sondern auf einer einfachen Holzbank vor dem Regal, das gefüllt war mit Kleiderstoffen in allen Farben. Direkt vor dem Regal befand sich eine Empore, die sich wahrscheinlich am besten mit einem Bettkasten vergleichen lässt. Auf der Empore lagen Matratzen, die mit weißen Bettlagen überzogen waren und auf denen die Verkäufer mit Socken standen und ihre Waren präsentierten.
Das kaufen eines Kleidungsstückes oder eines Stoffes kann man in drei Schritten zusammen fassen. Zunächst erzählt man dem Käufer, was einem vorschwebt und für welchen Anlass man die Kleidung kauft. Dann werden einem verschiedene Arten von Designs präsentiert. Nachdem man einige Designs gesehen hat, kann man mit dem Selektieren anfangen und sagen, in welche Richtung man gehen möchte. Hier hilft es vor allem, sich auf eine Farbe festzulegen. Danach werden einem eine große Anzahl von Kleidern in dieser Richtung vorgeführt. Von diesen Kleidern wählt man dann 2-3 Stück aus, die man anprobieren will. Das Anprobieren hilft letztendlich bei der finalen Auswahl.



Einige Läden, wie dieser, bieten zusätzlich auch noch einen Schneiderservice an. In diesem Fall werden nach der Auswahl die Maße der Person (Hüfte, Brustumfang, Beinlänge usw.) genommen und weitere Details, wie Abholdatum, besondere Änderungen usw. besprochen.
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